12. September 2024

Ein Team von 17 Schülerinnen und Schülern aus Friedrichshafen hat sich ein außergewöhnliches Ziel gesetzt: die Teilnahme an der iLumen European Solar Challenge (iESC) 2024 in Belgien. Sie wollen als Deutschlands erstes Schülerteam mit einem selbstgebauten SolarCar an den Start gehen. Die letzten Vorbereitungen für das Rennen, das vom 21. bis 22. September auf dem Circuit Zolder stattfindet, laufen bereits auf Hochtouren. Die Mitglieder des SolarCar-Teams stammen von der Claude-Dornier-Schule, dem Graf-Zeppelin-Gymnasium und dem Karl-Maybach-Gymnasium. Seit einem Jahr arbeiten die Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 21 Jahren intensiv an ihrem Solarauto im Schülerforschungszentrum Südwürttemberg am Standort Friedrichshafen. Jede freie Minute nach der Schule wird in die Entwicklung und den Bau des Fahrzeugs investiert, um das ambitionierte Ziel der Teilnahme an der iESC zu erreichen. Die iLumen European Solar Challenge ist ein hochkarätiges 24-Stunden-Rennen für solarbetriebene Fahrzeuge, welches alle zwei Jahre auf dem Circuit Zolder in Belgien stattfindet. Teams aus ganz Europa messen sich hier in verschiedenen Kategorien mit ihren selbstgebauten Solarautos. Für das Schülerteam aus Friedrichshafen bedeutet die Teilnahme an diesem Wettbewerb nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch die Chance, ihre Kreativität und ihr Engagement im Bereich nachhaltiger Mobilität unter Beweis zu stellen. Am vergangenen Freitag, den 6. September 2024, stellte das Schülerteam seine bisherigen Fortschritte in der Wissenswerkstatt Friedrichshafen e.V. vor. Unter den Gästen waren Frau Kultusministerin Theresa Schopper, Herr Erster Bürgermeister Müller, viele Ehrenamtliche sowie weitere Sponsoren und Unterstützer. Die Schülerinnen und Schüler präsentierten stolz die Ergebnisse ihrer Arbeit und berichteten von den Herausforderungen, die sie im letzten Jahr meistern mussten. So startete das Team ursprünglich mit einem Formel-Junior-Chassis, das sie Schritt für Schritt umgebaut haben. „Verbrennermotor raus, E-Motor rein. Schnell gesagt, ist nicht schnell passiert“, erläutert Tom Heine und berichtet, dass das Team mehrere Wochen für diesen Umbau benötigte. Besonders gefordert hat das Team die Erfüllung der Anforderungen des umfangreichen Regelwerks der iESC, das insgesamt über 60 Seiten umfasst. In den nächsten Tagen soll auch eine Überprüfung beim TÜV stattfinden, damit das SolarCar für das Rennen zugelassen wird. „Den werden wir mit großer Sicherheit bestehen“, versichert Tobias Krüger, zuständig für die Sicherheit im Team. Für die kommenden Jahre möchte sich das Team noch intensiver mit der Nachhaltigkeit bei der Herstellung des Autos auseinandersetzen. Mattis Kley präsentiert eine umweltfreundlichere Karosserie, die jedoch nicht an Qualität einbüßt. Mit weiteren Verbesserungen strebt das Team langfristig die Teilnahme an der World Solar Challenge in Australien an. Vorerst wollen sie sich aber auf das bevorstehende Rennen in zwei Wochen konzentrieren. Die technische Umsetzung sei allerdings nicht die größte Herausforderung gewesen. Eine der größten Anfangsschwierigkeiten war es, überhaupt erst die Möglichkeit zu schaffen, mit dem Projekt zu starten. Ela Özel erklärt, dass das Engagement ihrer drei Betreuer, Burkhard Mau, Paul Scheirle und Simeon Blöcher, allein nicht ausgereicht hätte: „Anfangs hatten wir nichts außer dem ambitionierten Traum einer Schülergruppe. Hätten wir nicht so unglaublich großzügige Sponsoren und Unterstützer, wäre es auch dabei geblieben.“ Es gehe dabei nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern auch um technisches Know-how. „Wir haben gemerkt, wie wichtig und bedeutend Wissen und Erfahrung sind. Ab einem bestimmten Punkt kommt man sonst nicht mehr weiter.“ Das Projekt wäre ohne die Unterstützung zahlreicher Sponsoren und Förderer nicht möglich gewesen. Die Josef-Wagner-Stiftung, die Private Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, die Wilhelm Stemmer-Stiftung, Potzblitz!, die Firma Codronic und die Hochschule Ravensburg- Weingarten haben das Team auf vielfältige Weise unterstützt. „Das entgegengebrachte Vertrauen kann eine enorme Motivationsquelle für Schüler wie uns sein“, berichtet Ela Özel aus Erfahrung. Das SolarCar-Projekt zeigt, wie wichtig Vertrauen und die Förderung junger Talente sind. Genau das brauchen junge Schüler – Vertrauen und die Möglichkeit, ihren Interessen und Talenten nachzugehen. Dieser Meinung ist auch Christian Heide, einer der beiden Standortleiter des Schülerforschungszentrums (SFZ), der einige der Schüler auch vom Graf-Zeppelin-Gymnasium kennt, an dem er als Lehrer unterrichtet. „Wir wollen es möglich machen“, erklärt Heide und spricht damit von der Arbeit des Schülerforschungszentrums, das den Projektideen junger Schülerinnen und Schüler, denen oft die Expertise und die nötigen Mittel fehlen, eine Chance geben will. „Wir sind ein außerschulischer Lernort, an dem junge Leute eigene Projekte durchführen können.“ Auch Kultusministerin Theresa Schopper schätzt die Besuche in den Schülerforschungszentren sehr: „Da geht man sehr gerne in Schülerforschungszentren, weil man da einfach sieht: Der Forschungsnachwuchs ist hier am Start.“ Um aber eine solche Forschungsstätte zu ermöglichen, bedarf es vieler freiwilliger Helfer und großzügigen Engagements. Das SFZ arbeitet auch sehr eng mit Schulen und mit mehreren Hochschulen und Universitäten zusammen, berichtet Burkhard Mau, ebenfalls Standortleiter in Friedrichshafen. Was junge Forscherinnen und Forscher mit diesen Chancen alles erreichen können, demonstrierte Mattis Kley, der schon seit der 6. Klasse im Schülerforschungszentrum an seinen Ideen arbeitet. Das SolarCar sei nicht sein erstes Projekt gewesen; bereits zuvor tüftelte er gemeinsam mit seinem Freund Moritz Gassmann drei Jahre lang an einem Solarkatamaran. Ohne ihr Wissen meldete ihr Betreuer die beiden für den Zayed Sustainability Prize an, was ihnen Reisen nach New York zum Concordia Gipfel im Rahmen der New York Climate Week und später nach Dubai zur COP28 ermöglichte. In seinem Vortrag „Raus in die Welt“ berichtete Mattis von den Erfahrungen, die er in diesen Wochen gesammelt hat, und wie er sich zukünftig auch weiterhin in diesen Bereichen engagieren möchte. Mattis' Erfolgsgeschichte ist nur eine von vielen, die zeigen, wie das Schülerforschungszentrum jungen Menschen hilft, ihr Potenzial zu entfalten und ihre Träume zu verwirklichen. Weitere Projekte, wie das Quagga-Muschel-Projekt der Schüler des Graf-Zeppelin-Gymnasiums, die Teilnahme zweier 13-jähriger Mädchen an einem RoboCup, bei dem sie Europameisterinnen wurden, und die Gründung eines Start-ups von Georgi Parkov während seiner Schulzeit, verdeutlichen die enorme Bandbreite an Möglichkeiten, die das Schülerforschungszentrum bietet.